BELLETRISTIK


Joshua Groß: Prana Extrem (Matthes & Seitz Berlin)
Über das Buch
In der Tiroler Wintersportmetropole Innsbruck trifft das Autorenpaar Joshua und Lisa in einem heißen Sommer auf den sechzehnjährigen österreichischen Skispringer Michael. Gemeinsam mit seiner älteren Schwester und Trainerin Johanna bereitet sich dieser auf die neue Saison vor. Als Joshua und Lisa, später auch Joshuas exzentrische, aber fürsorgliche Oma Suzet und die kleine Tilde in die Ferienwohnung der Skispringer-Familie einziehen, entsteht unerwartet eine Gemeinschaft auf Zeit. An diesem beinahe unwirklichen Ort, wo Aloe Vera in den Bergen wächst, beginnt für alle eine Phase der Selbstwerdung und tiefen Verbundenheit.
Zur Begründung der Jury
Dies könnte der Roman der Letzten Generation sein: Skispringen im Treibhausklima, während die schönsten Frühlingstage verdächtig und die Libellen immer größer werden. Zeit für Lisa und Joshua, „jeglicher Future-Flauheit abzuschwören“, Allianzen zu schmieden und vom Meteoriten bis zum Chupa-Chup sämtliche verfügbaren Energien zu bündeln – und dazu gehören insbesondere auch die Kräfte der Kunst und eine leuchtende Sprache.
Über den Autor
Joshua Groß, 1989 in Grünsberg geboren, studierte Politikwissenschaft, Ökonomie und Ethik der Textkulturen. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Anna Seghers-Preis 2019, dem Hölderlin Förderpreis 2021, dem Literaturpreis der A und A Kulturstiftung 2021 sowie mit einem Aufenthaltsstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin 2021. Bei Matthes & Seitz Berlin erschienen 2020 FLEXEN IN MIAMI und 2021 ENTKOMMEN.
Leseprobe
In Chester Watsons Lost Inside habe ich später eine Entsprechung entdeckt; Musik, die angemessen war, in ihrem Verhängnis, in ihrer Verspultheit, für mein eigenes, scheinbar unabänderliches Gefühl des Verlorenseins. In den untergründigen, rasselnden Sonarsounds fühlte ich mich ausgesetzt, und oft wurde mir dabei ganz makaber ums Herz. Ich spürte deutlich meine Abgenutztheit und vielleicht auch die letzten asteroidenhaften Bruchstücke eines Stolzes, der in mir zwischenzeitlich noch zurückgeblieben war: Ich hatte gelernt, in einer jahrelangen, unendlichen Anstrengung, dass ich fast überall funktionieren konnte; auch in Zusammenhängen, die mir nicht guttaten. Auch in dieser erstarrten Umgebung, auf diesem Planeten, den wir jetzt wieder von Neuem aufbauen müssen. Ich hatte gelernt, dass ich diese andauernden inneren Mangelzustände ertragen konnte, indem ich selbst teilweise erstarrte.