SACHBUCH/ESSAYISTIK
Juliane Rebentisch: "Der Streit um Pluralität: Auseinandersetzungen mit Hannah Arendt" (Suhrkamp Verlag)
Über das Buch
In zehn hochkonzentrierten Kapiteln legt Juliane Rebentisch Hannah Arendts Philosophie der Pluralität frei und diskutiert sie im Horizont gegenwärtiger Debatten. Politik und Wahrheit, Flucht und Staatenlosigkeit, Sklaverei und Rassismus, Kolonialismus und Nationalsozialismus, Moral und Erziehung, Diskriminierung und Identität sowie Kapitalismus und Demokratie sind die Stichworte der entsprechenden Auseinandersetzungen. Indem sie den Fokus auf das Motiv der Pluralität legt, lässt Rebentisch in diesen unterschiedlichen Kontexten jeweils den Zusammenhang von Arendts Gesamtwerk ebenso greifbar werden wie die Widersprüche, die es durchziehen.
Zur Begründung der Jury
Philosophisch bestens geschult und dennoch auf zugängliche und rhetorisch herausragende Weise geht Juliane Rebentisch in einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Denken Hannah Arendts einem Begriff nach, der die heutigen gesellschaftlichen Debatten bestimmt: Pluralität.
Über die Autorin
Juliane Rebentisch, geboren 1970, ist Professorin für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main und Mitglied des Kollegiums am Frankfurter Institut für Sozialforschung. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Ästhetik, der Ethik und der politischen Philosophie. 2017 erhielt sie den Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg.
Leseprobe
Hannah Arendt war eine streitbare Intellektuelle, und diese Streitbarkeit hat einen Rückhalt in ihren Überzeugungen. Einen regelrechten Bärendienst würde man dem Erbe Arendts erweisen, würde man ihren Schriften die Autorität heiliger Texte zusprechen und sie so aus dem Raum der lebendigen Auseinandersetzung entfernen. Eine solche Heiligsprechung zu versuchen, wäre vermutlich ohnehin kein sonderlich aussichtsreiches Unterfangen, denn es ist eine der wesentlichen Qualitäten von Arendts Arbeiten, dass sie sich genau dagegen sperren: zu provokativ oft die Thesen, zu sarkastisch häufig der Ton, zu eigensinnig die Argumentation. Zwischen diesem Eigensinn der Texte und den darin entfalteten Thesen besteht ein interner Zusammenhang. Denn dass vom Werk die Person der Autorin nicht abzuziehen ist, dass sie in ihm auf spezifische Weise präsent bleibt, ist keine Äußerlichkeit, wenn es um ein Motiv geht, das sich wie ein roter Faden durch all ihre Publikationen zieht: Pluralität.