ÜBERSETZUNG

Portraitfotografie von Jennie Seitz
© privat
Cover des Buchtitels "Nimm meinen Schmerz"

Aus dem Russischen von Jennie Seitz
Katerina Gordeeva: Nimm meinen Schmerz. Geschichten aus dem Krieg (Droemer HC)

Über das Buch

In „Nimm meinen Schmerz“ berichtet die Journalistin Katerina Gordeeva von 24 Kriegsschicksalen. Die Schilderungen basieren auf vielen Interviews, die die russische Journalistin nach Ausbruch des Krieges mit Frauen in der Ukraine, in Russland und Europa führte. Die Texte liefern eine unmittelbare Gefühls- und Erlebniswiedergabe von großer dokumentarischer und literarischer Bedeutung. Sie sind gleichermaßen Zeugnis und Appell für objektiven Journalismus, Demokratie, für Wahrheit und für Frieden. Mit der Übersetzung der erschütternden Erzählungen leistet Jennie Seitz einen wichtigen Beitrag, der auch unser Wissen über den Krieg erweitert.

Zur Begründung der Jury

Die Journalistin Katerina Gordeeva begleitet seit Beginn des russischen Angriffskriegs Menschen aus der Ukraine und Russland. Für ihr Buch hat sie die Interviews zu Erzählungen in der Tradition von Swetlana Alexijewitsch verdichtet. Die Übersetzerin Jennie Seitz macht die verstörenden Erfahrungen eindringlich lesbar. Dabei sind die Stimmen in Ton und Sprechweise präzise unterschieden. Die Übersetzung entwickelt eine beeindruckende literarische Ausdruckskraft, um Angst und Schmerz zu dokumentieren.

Über die Autorin

Jennie Seitz, geboren 1983 in Wladiwostok, hat in Berlin Indologie und Religionswissenschaft studiert. Seit 2013 arbeitet sie als freischaffende Übersetzerin aus dem Russischen. Zu den von ihr übersetzten Autor:innen gehören Nadeschda Tolokonnikowa von der Gruppe Pussy Riot, Oleg Senzow und Dmitry Glukhovsky. Seitz ist u. a. für den gemeinnützigen Verein KONTAKTE-KONTAKTbI e. V. tätig und überträgt regelmäßig Texte für das Portal Dekoder.org, das Beiträge von unabhängigen Journalist:innen aus Russland und Belarus zweisprachig zur Verfügung stellt und kontextualisiert.

Leseprobe

Vorwort

Ich bin Journalistin. Ich habe jahrelang für das russische Fernsehen gearbeitet, war als Reporterin an vielen Brennpunkten unterwegs. Ich musste meine Tätigkeit für das Fernsehen aufgeben, als das freie Wort nach und nach durch Propaganda ersetzt wurde und die Professionalität durch Loyalität gegenüber dem Regime. Nach der Annexion der Krim und der Entfesselung des Kriegs im Südosten der Ukraine verließ ich Russland. Ich wurde freie Journalistin: Ich betreibe einen YouTube-Kanal mit 1,5 Millionen Followern, meine Filme werden von Dutzenden Millionen von Menschen gesehen. Auch im Exil hörte ich nicht auf, von Russland zu erzählen: Eine andere Heimat werde ich in diesem Leben nicht haben.