BELLETRISTIK

© Shiraz Grinbaum

Tomer Gardi: "Eine runde Sache", zur Hälfte übersetzt aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer
(Literaturverlag Droschl)

Über das Buch

In "Eine runde Sache" reisen zwei Künstler durch sprachliche und kulturelle Räume. Fremdheitserfahrungen, Identität und das Leben als Künstler sind die Themen des Romans, in dem sich die beiden Handlungsstränge gegenseitig spiegeln. Zuerst schickt sich Tomer Gardi selbst, auf Deutsch verfasst, als literarische Figur mit einem Deutschen Schäferhund und dem Elfen- oder gar Erlkönig an seiner Seite auf eine surreal-abenteuerliche Odyssee. Im zweiten Teil, einem aus dem Hebräischen übersetzten historischen Roman, folgen wir dem im 19. Jahrhundert lebenden indonesischen Maler Raden Saleh von Java durch Europa und zurück nach Asien.

Zur Begründung der Jury

Tomer Gardis Buch ist keine "Runde Sache". Erst wird ein jüdischer Autor durch einen deutschen Wald gejagt. Dann wird das Leben von Raden Saleh erzählt. In unterschiedlichen, subtil aufeinander bezogenen Stilen und Genres geht es um die Frage der Freiheit. Ein Feuerwerk!

Über den Autor

Tomer Gardi, geboren 1974 in Galiläa, lebt in Berlin. 2016 erschien sein Roman BROKEN GERMAN, 2019 SONST KRIEGEN SIE IHR GELD ZURÜCK (beide im Literaturverlag Droschl). BROKEN GERMAN erhielt als Hörspieladaption 2017 den Deutschen Hörspielpreis, das Hörspiel DIE FEUERBRINGER – EINE SCHLAGER-OPERETTA wurde von der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats Februar 2018 gewählt.

Leseprobe

Ich bin ein gieriger Mensch, eine Person mit starke Bedürfnisse, und nach der Eröffnungsabend des Theater Festivals wollte ich folgendes: Bier, Brot, Zigarette. Ich war eine die Ersten die aus der Theater Saal kammen, und der Erste bei der Buffet. In meiner Hand hatte ich schon meine Feuerzeug und eine Zigarette. Von der Buffet habe ich zwei belegte Brotte genommen. Dann ging ich zum Bar, kriegte ein großes Bier, und das wars. Ich war dann bereit raus zu gehen, wo ich in ruhe trinken und essen und rauchen könnte.
Ich hatte dann aber auch, klarerweise, meine Hände ganz voll, und nach zwei Schritte von Bar richtung Ausgang rutschte ein Stück Salzgürke von meiner Brot auf dem Boden. Ich habe entschieden diese kleine Unglück zu ignorieren und machte zwei oder drei Schritte weiter, als hinter mich hörte ich ein Schrei, ein Stürz, ein Knall.
Erschroken, drehte ich mich um, zu sehen was loss war. Am Boden lag der Intendant, auf meiner Salzgürke ausgerutscht. In einer Hand hatte er seine verletzte rechte Knie. Seine Gesicht war krum von Schmerz. Mit seiner andere Hand hat er seiner Stirn und rechte Auge berührt, leichte Berührungen, mit seine Fingerspitze, als ob er von seinem Fall Blind geworden ist, und versuchte jetzt seiner Gesicht neu kennenzulernen. Das rechte Seite seiner Gesicht war Rot. Morgen wird die Auge ganz blau. Übermorgen eine komische Grün. Dann eine hässlichen Gelb. Der arme Intendant.