ÜBERSETZUNG

© Mathias Bothor

Stefan Moster übersetzte aus dem Finnischen: "Im Saal von Alastalo. Eine Schilderung aus den Schären" von Volter Kilpi (mareverlag)

Über das Buch

Als Proust AUF DER SUCHE NACH DER VERLORENEN ZEIT und Joyce ULYSSES schrieb, entstand auch in Finnland ein epochales Werk: In Volter Kilpis Prosa-Epos lädt der Gutsherr Alastalo die wichtigsten Männer der Schärengemeinde ein, um sie vom gemeinsamen Bau einer Dreimastbark zu überzeugen. Während mit Hingabe Pfeife geraucht und Grog getrunken wird, umkreisen die unterschiedlichen Lager einander listig in dem Versuch, die eigenen Interessen durchzusetzen. Kilpis Opus magnum spielt an einem einzigen Nachmittag und ist eine großartige Charakterstudie der Menschen, die den Kosmos der finnischen Schären im 19. Jahrhundert bevölkerten.

Zur Begründung der Jury

Stefan Moster übersetzt IM SAAL VON ALASTALO von Volter Kilpi mit sprühendem Witz und beeindruckendem Erfindungsreichtum. Der Klassiker der finnischen Moderne wird durch seine enorme sprachliche Präzisionsarbeit zu einer höchst gegenwärtigen und vergnüglichen Lektüre.

Über den Autor

Stefan Moster, geboren 1964, ist Autor und Übersetzer. Er unterrichtete an den Universitäten München und Helsinki; 2001 erhielt er den Staatlichen finnischen Übersetzerpreis. Er übertrug u.a. Werke von Petri Tamminen, Rosa Liksom, Selja Ahava und Daniel Katz vom Finnischen ins Deutsche. Bei mare erschienen bisher fünf Romane von ihm, zuletzt ALLEINGANG (2019), der mit dem Martha-Saalfeld-Preis ausgezeichnet wurde.

Leseprobe

Ein seltsames Gefühl und eine Freudenfärbung entsteht im Herzen, wenn auf dem Meer inmitten windstiller Spiegel und bei meilenweitem Glattglanz das Auge des Seglers endlich vom Boot und von der Ruderpinne aus viele Werst entfernt Fasern von blinkendem Blau erspäht: Schon pickt er, wenn auch noch nicht mit Gewissheit, so doch mit den Riechhaarspitzen seiner Ahnung auf, dass der Vogel der Lüfte sich wieder aus dem Morgenschlaf erhoben hat und im Atem des Meeres probiert, ob die Schwinge noch mit Sausen schwirrt, das Plätschern sich noch an seine gestrige Kunst erinnert und in großer Schar, in Schwärmen von tausend sich abertausendfach und vom Wind gehütet von Uferlosigkeit zu Uferlosigkeit bewegt; ein seltsames Gefühl entsteht, sage ich, wenn der Geruch des frisch erwachten Windes die Nüstern nährt und das hängende Segel zu seiner Aufmunterung bemerkt, dass die Luft lebt, die Wellen freudig an den Seiten singend aufwachen und der Bug kostet, ob es wahr ist, dass die See noch ihre Nässe von früher und ihr salziges Spritzen hat. Das gleiche Rauschen und der gleiche Pfingstmorgengrasgeruch wehten jetzt mit vollen Wändewettern auch in den Saal, als tatsächlich die Tür zur Vorderkammer sperrangelweit aufflog und von der Kammer her geschwinde Schritte zu hören waren, das hastige Rascheln von Röcken und das vielversprechende Klingeln von glänzendem Glasgeschirr.